St. Sebastianus Schützen-Bruderschaft Willich 1475 e.V.
und ihre
Fahnenkompanie
Wenn man auf die Anfänge der Bruderschaft zurückblicken will, so muss man in die Zeit des späten Mittelalters zurückgehen. Es war die zeit des Johannes Gutenberg, des Erfinders des Buchdrucks, und der Entdeckung Amerikas durch Kolumbus, aber auch die Zeit vieler Auseinandersetzungen.
In dieser Zeit gründeten sich viele „Sebastianus“ Bruderschaften wie 1409 in Viersen, 1449 in Schiefbahn oder 1463 in Anrath.
Die Gründungsurkunde der St.Sebastianus Schützen-Bruderschaft Willich ging im Truchsessischen Krieg leider verloren, belegt ist die Existenz jedoch für 1475.
In jenem Jahr rief der Erzbischof Rupprecht von der Pfalz im gesamten kurkölnischen Gebiet zur Gründung von Bruderschaften auf, die den heiligen Sebastianus als Schutzpatron besitzen sollten.
Die Hauptaufgabe der Bruderschaften bestand in der christlichen Barmherzigkeit:
Armenspende und Krankenpflege, Totenbestattungen, Fremdenfürsorge, und dem gemeinsamen Gebet füreinander und für die Verstorbenen.
Auch kam man an bestimmten Tagen zu einem feierlichen Gottesdienst zusammen und pflegte die freundschaftliche Geselligkeit.
Die Bruderschaften waren somit kirchlich gebundene Vereinigungen für karitative und nachbarliche Aufgaben.
In Willich gab es neben der St. Sebastianus Schützen-Bruderschaft, noch zwei weitere ansässige Vereine, die Ökonomen-Junggesellen-Schützengesellschaft und der Bürger-Junggesellen-Schützenverein, die noch bis 1885 ihr eigenes Schützenfest feierten. Da die Austragung eines Schützenfestes schon damals viel Geld kostete und das Interesse der Bevölkerung immer weiter abnahm, entschlossen sie sich ein gemeinsames Schützenfest zu feiern. Mit diesem Zusammenschluss, der Gründung des ASV, fällt auch 1886 die Geburtsstunde der Fahnenkompanie der Bruderschaft. Neben einer Fahnenabordnung (Fahnenträger und zwei Adjutanten) stellte die Bruderschaft bei den Schützenfesten auch den Fahnenhauptmann mit zwei Adjutanten (erkennbar am Silber, dass noch heute vom jeweiligen 1. Fahnenträger mit Stolz getragen wird).
Das Ansehen der Ökonomen-Junggesellen-Schützengesellschaft nahm immer weiter ab. Sie löste sich 1906 auf. Die verbliebenen Mitglieder traten mitsamt ihrer, am 1. Januar 1892, geweihten Fahne in die „St. Sebastianus” Bruderschaft ein. Die Fahne zeigt auf der einen Seite den Schutzpatron Pankratius und auf der anderen Seite die Kirchenpatronin, die hl. Katharina, in einem Kranz von Rosen. Sie ist heute immer noch im Besitz der Bruderschaft.
Einiges hatte die Bruderschaft bis zur heutigen Zeit durch zu stehen.
Da war der erste Weltkrieg, während dieser zeit waren Schützenfeste und Aufmärsche verboten, die Inflation, die die Kasse der Bruderschaft leerte und der Nationalsozialismus.
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 nahm der Druck auf religiöse Vereine immer weiter zu, und so wurde vor Beginn des 2. Weltkrieges die Bruderschaft von den Nazis verboten.
Dazu beschloss man in der Generalversammlung am 19. Mai 1939 die Bruderschaft aufzulösen. Pfarrer Brock wurden neben den Protokollbücher, dem historischen Königssilber auch die Fahnen zur Aufbewahrung übergeben.
Elf Jahre später, 1950, versammelte sich eine stattliche Anzahl alter und zwischenzeitlich neu eingetretener Mitglieder in der Gaststätte Bonten (heute ”Op de Eck”), um über die Wiederbelebung der Bruderschaft zu beraten. Auf dieser ersten offiziell einberufenen Versammlung nach dem 2. Weltkrieg beschloss man einstimmig, die Bruderschaft in alter Tradition wieder aufleben zu lassen.
Zum ersten und zweiten Brudermeister wurden Johann Heintges und Karl Zensen ernannt. Zwar bestand die Bruderschaft in diesem Jahr 475 Jahre, man beschloss allerdings das Jubelfest ein Jahr später zu feiern.
Der Zuwachs an Mitgliedern der Bruderschaft hielt an und es konnte wieder eine starke Fahnenkompanie gebildet werden. Als erster Fahnenmajor wurde Peter Hennen ernannt. Man entschied, dass die Fahnenkompanie bei kirchlichen Prozessionen, beim Volkstrauertag und zu Schützenfest auftreten sollte und dass sie ein Sommerfest (das spätere Königsvogelschießen) organisiert.
Schnell wuchsen die Kontakte der Fahnenkompanie zu anderen Bruderschaften im Stadtgebiet und darüber hinaus. Das ist bis heute noch der Fall. Die Fahnenkompanie nimmt auf Einladung an allen Schützenfesten in der Stadt Willich teil und wird von dem einen oder anderen Bruderschaftsmitglied begleitet.